Office for
Micro Climate Cultivation

Eine Idee, viele Köpfe: Philipp Eisenbach, Daniel Pfanner und Luca Thornton von B+G Ingenieure

VERD° wird in enger Zusammenarbeit mit einem Netzwerk hoch engagierter Expert:innen entwickelt, die Experimentierfreude, innovative Sichtweisen und tiefes Fachwissen einbringen. In kurzen Interviews möchten wir unsere Weggefährten an dieser Stelle nach und nach vorstellen.

Lieber Daniel, lieber Luca, lieber Philipp, ihr und eure Kolleg:innen plant im Alltag Brücken, Fußballstadien und Gebäude der Superlative. Wie kam es dazu, dass ihr Teil der OMC°C-Teams wurdet und dort für die Berechnung von Statik und Windlasten der im Vergleich ja sehr kleinen und zierlichen Leichtbaukonstruktion der verschiedenen VERD°-Module verantwortlich zeichnet?

DP: Es ist für uns schon immer selbstverständlich gewesen, unterschiedlichste Projekte unvoreingenommen zu planen, da gibt es keinerlei Vorbewertung hinsichtlich Größe, Bekanntheit oder Komplexität. Ganz oft sind zudem die vermeintlich ganz einfachen Projekte die anspruchsvollsten. Als ich also erstmals von Malte Just angesprochen wurde, mir eure Idee anzuschauen, gab es kein Zögern. Zudem fanden wir das Konzept der einjährigen Bepflanzung einfach hochinteressant, da wir uns auch in der Fassadenplanung schon seit Jahren intensiv mit Begrünungssystemen auseinandersetzen.

Könnt ihr benennen, was am meisten Spaß macht, wenn man in einem so multidisziplinären Team wie dem von OMC°C arbeitet? Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die ihr für euch aus der Zusammenarbeit mit den anderen Partnern ziehen konntet?

PE: Es ist das zunächst unendlich große Möglichkeitsspektrum, mit dem wir bei jeder neuen Aufgabe von VERD° zunächst konfrontiert werden, oder besser gesagt – konfrontiert sein dürfen. Dass wir tatsächlich mit einem quasi leeren Blatt anfangen zu arbeiten, ist selten; das empfinde ich als Privileg. Um eine mögliche Lösung zu entwickeln, sind alle Beteiligten gefordert, über ihre Disziplin hinaus zu arbeiten – und dem Team von OMC°C ist es gelungen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle eingebunden sind, für jedes Zwischenergebnis einen Konsens zu erarbeiten. Eine spannende Erkenntnis für mich ist die jeweilige Herangehensweise der Beteiligten: Während wir uns der Konstruktion zunächst aus einer größeren Flughöhe nähern und uns mit Lasteinträgen und Systemen auseinandersetzen, arbeitet das Team aus dem Produktdesign von Beginn an sehr intensiv am Detail. Die jeweiligen Aspekte der anderen zu verstehen und aufzugreifen ist, so denke ich, allen gut gelungen.   

Welche Gegebenheiten bei der Planung an VERD° haben euch in den letzten zwei Jahren am meisten herausgefordert?

PE: Die Pflanzen bestimmen den Terminplan – dieser ist nicht verhandelbar. Das Tempo, in dem ein Entwurf zur gebauten Konstruktion umgesetzt wird, ist recht hoch und hat uns den einen oder andern Abend verlängert.

OMC°C wurde erst 2022 gegründet und ist damit eine noch sehr junge Firma. Das Büro Bollinger+Grohmann gibt es seit mehr als 40 Jahren. Habt ihr eine Idee, was eure Gründer Klaus Bollinger und Manfred Grohmann einem Start-up wie OMC°C raten würden?

DP: An die Idee glauben und trotz Rückschlägen kontinuierlich an ihr weiterarbeiten, offen sein für Neues und für Veränderung und in der ganzen Arbeit die Menschlichkeit und den Spaß für alle Beteiligten nicht vergessen.

PE: Manfred berichtet über die eigene Entwicklung von B+G, dass, wenn sich für sie eine interessante Tür geöffnet hat, sie durchgegangen sind, ohne genau zu wissen, was sie dahinter erwartet. Ich könnte mir vorstellen, dass er euch das raten würde.

Philipp, dein Projekt ist vor allem die freistehende Variante VERD° SPACE. An welchem Ort auf der Welt würdest du gerne eine VERD°-Anlage sehen?

PE: Da bleibe ich direkt in Frankfurt. Derzeit wird viel über den Wandel und die Zukunft der Innenstadt, insbesondere der Zeil diskutiert. Ob auf dem Platz der Konstablerwache oder auf dem (dann öffentlichen) Dach des ehemaligen Karstadt: In dem Kontext würde ich mich über eine solche Anlage freuen. 

Daniel, du widmest dich insbesondere der Fassaden-Variante. Kannst Du in einem Satz zusammenfassen, was am VERD° FACADE System neu bzw. anders ist im Vergleich zur freistehenden Variante?

DP: Bei VERD° FACADE haben wir uns die Kinetik zunutze gemacht. Denn die größte Herausforderung war, dass wir zwar unser System an der Fassade befestigen dürfen bzw. müssen, gleichzeitig aber selbige Befestigungen an Bestandsfassaden im Vergleich zu am Markt verfügbaren Systemen minimieren wollen und dabei alles materialsparend und modular konstruiert werden soll.

Luca, was unterscheidet das VERD° Projekt am meisten von euren anderen, „normalen“ Projekten?

LT: Der ganze Ablauf. Die Tätigkeit ist viel kreativer als normalerweise, wenn man große Statiken herunterrechnet. Der Prozess ist viel schneller. Bei großen Projekten können zwischen Planung und Fertigstellung gerne auch mal mehrere Jahre liegen und man begleitet es nicht von Anfang bis Ende.

Was ist für euch das Beste an VERD° in einem Satz (oder in zwei Sätzen – falls eure Antworten unterschiedlich ausfallen)?

LT: Dass ein System entwickelt wurde, welches modular und rückbaubar ist und grünen Schatten an fast jeden Ort in einer Stadt bringen kann.

PE: Unabhängig von dem System wird für die vielen Herausforderungen, mit denen unsere Städte konfrontiert sind, mit VERD° ein Ansatz nicht nur theoretisch diskutiert, sondern auch praktisch ausprobiert und verifiziert. Das kann man meines Erachtens gar nicht genug würdigen.